Samstag, 10. März 2012

Time to say Goodbye...

Wie Einige schon ahnen, sind meine Tage in SH gezaehlt.

Der Zeitpunkt der Heimkehr wurde nicht aus freien Stuecken aber dennoch sehr guenstig gewaehlt.

Die Phase, in der mich das Gefuehl etwas zu verpassen staendig dazu angetrieben hat was zu unternehmen ist vorbei. Die naechste Phase ist dann ein geregelter Tagesablauf und der hat in Deutschland gewisse Vorzuege.

Ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich in den 69 Tagen meines Aufenthalts in China all das gesehen habe, was ich sehen wollte.

Das ich auch vieles gesehen habe, was ich nicht sehen wollte gehoert wohl einfach dazu.

Ich habe in den letzten Wochen viel ueber mich selbst gelernt und ueber ein Land, das ich aus sicherer Entfernung anders sehen werde als noch vor 3 Monaten.

Diejenigen, die das hier lessen, sind wohl auch die, welche einen Grossteil meines Blogs regelmaessig verfolgt haben. Insgesamt kann ich ueber 2000 Aufrufe meines Blogs in den letzten 2 Monaten verzeichnen. Auch wenn doppelte und dreifache aufrufe einzeln gezaehlt werden, kann man daraus schliessen, dass das, was ich geschrieben habe nicht ganz uninteressant und manchmal vielleicht sogar unterhaltsam war.

Diejenigen, die glauben, ich haette den Blog aus reiner Uneigennuetzigkeit gepflegt, muss ich an dieser Stelle leider desillusionieren.

Es war fuer mich selbst immer wieder interesant zu reflektieren, was ich erlebt habe und natuerlich waren die positiven Rueckmeldungen Balsam fuer meine Seele.

Da mein Gehirn zwar ueber eine fast grenzenlose Aufnahmefaehigkeit allerdings ueber sehr beschraenkte Speicherkapazitaet verfuegt, ersetzt dieser Blog zusaetzlich das Tagebuch das zu schreiben ich mir so fest vorgenommen hatte.

Schon jetzt entdecke ich in den ersten Eintraegen Sachen, die ich laengst mit neuen Erinnerungen ueberschrieben habe.

Selbstverstaendlich habe ich nur die Besten der besten Bilder hochgeladen.

Das wird den Prozess der finalen Selektion beschleunigen und ich habe mehr Zeit mich der Wiedereingliederung in meinen Freundes- und Familienkreies zu widmen.

Jetzt kommt der Teil mit den ganzen Danksagungen, Lobhymnen blablabla…

Zum Glueck kenne ich nur Menschen mit empathischen Faehigkeiten und jeder kann sich selbst ausmalen, wer gemeint ist.

Diejenigen, die das nicht koennen, duerfen sich gern par Mail an Flauschi-Baer@web.de wenden und bekommen eine individuelle Dankesrede.


Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Montag, 27. Februar 2012

Taxifahren

Eine der vielen Annehmlichkeiten in Shanghai ist das Taxifahren.

In Deutschland saß ich in den letzten 5 Jahren genau einmal im Taxi, als die U-Bahnen nicht gefahren sind. In Shanghai saß ich schon 5 mal an einem Tag im Taxi.

Abhängig von Gesellschaft bezahlt man 13 oder 14RMB Grundgebühr, (nachts überall 18).

Jeder Kilometer kostet 2,4 RMB(nachts 3,1), die ersten drei sind frei(Grundgebühr halt).

In fast allen Reiseführern wird man von den dunkelroten Taxis gewarnt. Früher war das die Farbe der größten und besten Gesellschaft. Wie in China üblich haben dann die kleinen Firmen angefangen ihre Autos auch dunkelrot anzumalen. Also hat sich die größte Gesellschaft einfach das Recht auf die Farbe Cyan gekauft. Dasselbe haben auch 4 andere große Unternehmen gemacht und hauptsächlich cyanen-, grün-, orangen-, blau- und weiße Taxis prägen das Straßenbild in SH. Vor dunkelroten nehme sich in acht wer kann ;)

Die Fahrer zelebrieren unabhängig von der Firma sämtliche Rennspiele seit Need4SpeedUnderground. Leider hat kaum Einer einen Computer und deshalb tragen sie Ihre Duelle auf der richtigen Straße aus. Für ein paar virtuelle PS mehr werden manchmal Neonröhren oder andere Leuchtmittel an den Unterboden geschraubt.

Hin und wieder artet das Ganze dann in GTA aus und Fußgänger werden zu wandelnden Zielscheiben. Ab diesem Stadium sind alle anderen Autos auf der Straße egal und das eigene Taxi wird unbesiegbar. Neustart geht leider nicht :D

Wenn mein Vater das nächste Mal wenn wir vom Urlaub heimfahren wieder so tut als ob er die Ausfahrt nimmt, nur um in letztem Moment wieder einzuscheren, wird mir das nur ein müdes Gähnen abgewinnen. Ich bin ja wenigstens angeschnallt.

Das ist hier verpönt und gilt als schwach. Oft hat es nicht einmal Gurte.

Wenn man ein Taxi will, muss man nur arrogant mit der Hand winken und schon steht eins da. Außer es regnet, ist Rushhour oder man ist Ausländer. Dann muss man schon mal 2-3Minuten warten.

Meine 3 außerordentlichsten Fahrten:

-Vom Flughafen nach Hause(Das erste Mal halt)…

-Die Fahrt mit der einzigen Fahrerin. Harder, Better, Faster, Stronger.

Konnte sogar englisch und hat mich mitten in der Rushhour sowas von heimkatapultiert,

dass ich noch 5 Minuten nach dem Aussteigen von dem Wiedereintritt in die Atmosphäre

gezittert hab.

-Heimfahrt vom Teppanyaki, als der Fahrer mich mit großen Augen angeguckt hat und 10x sagte er sei „New“ . Als ich ihm versicherte, dass das nichts machte holte er die Karte und fragte wo wir denn seien und wo ich hinwolle. Als wir angekommen sind hat er sogar vergessen das Trinkgeld abzulehnen.

Das gehört übrigens auch zum guten Ton. Kein Trinkgeld annehmen! Nicht nur beim Taxifahren uach beim Friseur oder Obstkaufen… Mein Obsthändler ist mir einmal mindestens 100m nachgelaufen, bis er mir die 2 RMB wieder in die Tasche gesteckt hatte.

Alle Taxis sind übrigens von VW. Zumindest 98% der 45.000.

Darunter befinden sich 3000 Tourans, die extra zur Expo angeschafft wurden. Der Rest sind Santanas. Der größte Fisch, den VW je an Land gezogen hat… Shanghai-VW!

Bilder Taxifahren



Sonntag, 26. Februar 2012

Wasserausfall

Am 26.02. stand ich gegen 11.30h auf um mit meinem sonntäglichen Waschritual zu beginnen.

Dies besteht seit geraumer Zeit darin, zuerst meine Wäsche und dann mich selbst zu waschen.

Unter der Woche ist Duschen ein Glücksspiel das ich schon oft genug verloren habe. Meistens kommt nur kaltes bzw. ganz wenig, kaltes Wasser aus dem Duschkopf. Das Bad ist eiskalt und die 10 Minuten, die der Heizstrahler unter der Woche morgens an ist, reichen gerade mal aus um sein Gehäuse auf zu heizen.

Deshalb führte ich folgenden Prozess ein:

1. Sonntagmorgen zwischen 08.00h und 11.30h aufstehen.

2. Terrariumlampe und Heizstrahler im Bad anmachen.

3. Klimaanlage auf 30°C einstellen.

4. Saft holen beim Saftladen und dabei hoffen, dass die Bude nicht abfackelt.

5. Kurz überlegen, ob man lieber 2 Maschinen wegen Farben machen soll.

6. Überlegungen über den Haufen schmeißen und alles rein.

7. Waschmaschine an, Bett richten, Socken finden, in die Waschmaschine tun.

8. Dusche 5 Minuten einfach so laufen lassen.

9. Duschen.

10. Abtrocknen, Anziehen, Waschmaschine ausräumen, lecker Saft trinken.

Heute wurde der Prozess bei Stufe 7 unterbrochen.

Die Waschmaschine fing an zu summen. Sie war bereits 20 Min. gelaufen und das bedeutet, dass jetzt wieder Wasser rein muss (weiß ich aus Erfahrung!).

· Erster Gedanke: Waschmaschine kaputt.

· Zweiter Gedanke: Wasserleitung kaputt.

· Dritter Gedanke: Die chinesische Regierung bestraft mich dafür, dass ich einen Blog schreibe, seit 10min laut „Child in Time“ höre und gestern erst nach 22.00h ins Bett bin.

Also testete ich fachmännisch die Wasserhähne und siehe da: es kam Wasser…

Allerdings nur warmes Wasser. Kaltes Wasser kam keins.

Aufgrund des mir in die Wiege gelegten Wissens über Gas-Wasserinstallationen wusste ich augenblicklich, dass wohl bald auch kein warmes Wasser mehr kommen würde.

Folgerung: Waschmaschine ist ok, erster Gedanke war falsch!!!

Ich ging also ins Hausmeisterbüro um nachzufragen. Auf dem Weg traf ich Earnest, den Polen, der das gleiche Problem hatte wie ich. Sofort kam mir in den Sinn, dass dies der Beginn des Europafeldzuges Chinas sein müsse. Zunächst würden sie die Europäer im eigenen Land zermürben um dann….

Naja… 2 Minuten später wusste ich dann, dass es einen Wasserrohrbruch gegeben hatte und ich ab ca. 17 Uhr wieder Wasser haben würde.

Eigentlich langweilig!

Leider ist mir nichts eingefallen, deshalb gibt’s ein Bild von meiner Waschmaschine.

Bild Wasserausfall

Dienstag, 21. Februar 2012

Fakemarket

Eine Sache, auf die ich mich im Vorfeld besonders gefreut habe sind die Fakes.

“Produktpiraterie” ist eines der ersten Schlagwörter, die einem in den Kopf kommen, wenn man von China hört.

Mich fasziniert daran weniger, dass ich nun Zugriff auf gefälschte Uhren, Schuhe, Taschen, Klamotten und Elektronikartikel habe,

als die Unverfrorenheit mit der die Chinesen beim Fälschen vorgehen.

Das Spektrum der “gefakten” Dinge geht weit über das hinaus, was man zunächst damit verbindet. So wurden zum Beispiel schon ganze Applestores gefälscht und Produktionshallen 1:1 nachgebaut.

Letztens in einer Bar wollte ich den Drink den ein Bekannter schon vor sich stehen hatte. Die Bedienung nahm tatsächlich den “original” Drink mit zum Barkeeper, damit dieser den kopieren konnte. Beeindruckt hat mich dann vor Allem, dass der nachgemachte Drink tatsächlich so aussah und identisch schmeckte wie das Vorbild.

Was das Kaufen von gefälschten Markenartikeln angeht, so gehen die Meinungen auseinander. Ob das okay ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden, offiziell ist es verboten und beim Zoll schützt Unwissen vor Strafe nicht.

Auch der finanzielle Schaden, der den Firmen entsteht ist beächtlich.

Aber man kann sich alles schönreden.

Die Einen argumentieren, dass sie sich so endlich Markenklamotten, Handys und Uhren leisten können, die im Original viel zu teuer wären.

Wie DUMM…

Die Anderen sehen die gefälschten Artikel als günstige Alternative.

So kosten zum Beispiel T-Shirts auf dem Fakemarket ca. 3 Euro, während man für dieselbe Qualität in einem richtigen Laden mindestens das 3fache hinlegt. Für die Marke zahlt man dann oft noch extra.

Auch Koffer und Taschen ordentlicher Qualität bekommt man zu Preisen, an die kein Discounter der Welt hinkommt.

Dass gerade bei Uhren und anderen hochwertigen Artikeln die Fälschung niemals an die Qualität des Originals herankommt ist selbstverständlich.

Auch bei Elektroartikeln kann man eigentlich darauf warten, dass sie nach einigen Tagen oder Stunden der Benutzung den Geist aufgeben.

Wer sich ein I-Phone auf dem Fakemarket kauft, der kann davon ausgehen dass es nicht wirklich an das Original herankommt. Zumindest nicht von der Technik her. Optisch ist oft kein Unterschied mehr zu erkennen.

Gerade bei Multimediageräten sollte man vorsichtig sein, denn selbst wenn sie funktionieren weiß man nie, wer noch Zugriff auf die Daten hat.

Auch das ist übrigens wie beim Original!!! Man erinnere sich an dieser Stelle an die Speicherung der Standortdaten durch Apple.

DVDs sind besonders populär.

Mittlerweile besitze ich eine beachtliche Sammlung. Sämtlich Raubkopien. Ich hätte wirklich kein Problem damit, mir die originalen zu kaufen. Leider gibt es die in China nicht, da sie sich einfach nicht verkaufen lassen.

Ein Besuch auf den Fakemarkets lohnt sich auf jeden Fall, ob man sich etwas kauft, bleibt jedem selbst überlassen.

Es ist allerdings nicht ganz ungefährlich. Auf dem Fakemarket, den ich auch hin und wieder aufsuche wurde einmal ein Tourist verprügelt, weil er nach der Verhandlung nicht kaufen wollte.

Am Schluss war er bewusstlos, wurde dann noch erfolgreich verklagt weil es über 20 Zeugen gab, die einheitlich unterschrieben, dass sie gesehen haben, wie er den Verkäufer tätlich angegangen hatte.

Vielleicht stimmt das sogar.

Auf jeden Fall stecken die alle unter einer Decke.

Ich persönlich bin mir darüber im Klaren, dass ich wahrscheinlich jedes Mal wenn ich etwas kaufe gnadenlos über den Tisch gezogen werde.

Deshalb kaufe ich nur bei netten Händlern, von denen lasse ich mich einfach lieber betrügen ;)

Bilder Fakemarket